Gesundheit/WellnessMedizin

Die unterschätzten Risiken der Grippesaison

In fast jeder Hausarztpraxis hängen jetzt wieder Plakate, die Patienten an die jährliche Grippeschutzimpfung erinnern sollen. Vor allem für Menschen ab 60 Jahren rät die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) zu dieser Vorsorgemaßnahme. Zusätzlich wird der Impfschutz gegen Pneumokokken empfohlen.

Im Herbst und Winter sollten sich vor allem ältere Menschen gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen, um fit durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Foto: djd/Pfizer Deutschland/thx
Im Herbst und Winter sollten sich vor allem ältere Menschen gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen, um fit durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
Foto: djd/Pfizer Deutschland/thx

Wichtige Hilfe für das Immunsystem

„Mit den Jahren nimmt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems ab – das ist ein ganz natürlicher Prozess“, erklärt Professor Dr. med. Jörg Schelling, kommissarischer Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und Hausarzt in Martinsried. „Gerade bei älteren Menschen kommen häufig noch Begleiterkrankungen hinzu, etwa Diabetes oder chronische Herzkrankheiten, welche die körpereigene Abwehr schwächen. All das erhöht das Risiko für Infektionen“, so der Experte. Die Immunisierung gegen Pneumokokken sei deshalb wichtig, weil die Erreger schwerwiegende Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen oder Blutvergiftungen auslösen können. „Diese Gefahr wird von vielen unterschätzt“, sagt Professor Dr. Jörg Schelling. Vor allem die Folgen einer Lungenentzündung werden häufig nicht ernst genug genommen. „Dabei muss jeder dritte Patient stationär behandelt werden“, warnt der Mediziner. Gerade ältere Menschen, die im Krankenhaus längere Zeit Bettruhe halten müssen, bauen körperlich schnell ab. „Oft dauert es Wochen oder Monate, bis die Patienten wieder voll hergestellt sind.“

Hohe Ansteckungsgefahr

Pneumokokken besiedeln bei den meisten Menschen den Nasen- und Rachenraum, ohne Beschwerden hervorzurufen. Übertragen werden die bakteriellen Erreger durch Tröpfcheninfektion etwa beim Husten, Niesen oder Sprechen. Die Gefahr, sich zu infizieren, ist überall dort hoch, wo Menschen zusammenkommen – beispielsweise auch beim gemeinsamen Spielen der Großeltern mit den Enkelkindern. Ist das Immunsystem geschwächt, ob altersbedingt oder durch eine chronische Erkrankung, können Pneumokokken sich vermehren und Infektionen hervorrufen.

Der richtige Zeitpunkt für die Impfung

„Die Grippeimpfung sollte idealerweise frühzeitig erfolgen“, rät Professor Dr. Jörg Schelling: „Nach sieben bis zehn Tagen ist der Impfschutz voll aufgebaut – rechtzeitig bevor bei uns die Grippewelle beginnt. Gegen Pneumokokken kann zeitgleich geimpft werden. Die einmalige Immunisierung ist jedoch auch zu jedem anderen Zeitpunkt möglich, etwa zusammen mit Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus oder Diphtherie.“ Neben älteren Patienten ab 60 Jahren rät die STIKO (www.stiko.de) auch bestimmten Risikopatienten wie Diabetikern sowie Betroffenen von chronischen Atemwegs- und chronischen Herzerkrankungen zur Pneumokokken-Impfung. Darüber hinaus ist die Impfung für Kinder unter zwei Jahren sinnvoll, da diese ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für Risikopatienten, Kinder bis zwei Jahre und Menschen ab 60. Wissenswertes zum Thema kombinierter Grippe- und Pneumokokken-Impfschutz bietet die Website www.impf2ab60.de.

djd

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"