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Wie kann ich in einem medizinischen Notfall helfen?

Ganz oft sehen wir in Fernsehreportagen wie Menschen in nachgestellten Szenen wie Ohnmacht, Bewusstlosigkeit oder bei einem Unfall einfach wegsehen, weitergehen bzw. weiterfahren. Immer wieder sterben Menschen, weil Anwesende weg schauen und im Notfall nicht helfen. Warum ist das eigentlich so? Wissen die Menschen nicht, wie sie helfen können oder überwiegt das Misstrauen mehr als das Bedürfnis zu helfen? Klar, immer wieder kommt es vor, dass Unfälle vorgetäuscht werden, um helfende Personen auszurauben. OK, Sie müssen ja nicht zwangsläufig anhalten und aussteigen, wenn Sie alleine auf einer verlassenen Landstraße unterwegs sind und ein Auto im Straßengraben liegen sehen. Fast jeder hat mittlerweile ein Handy. Es ist wohl jedem zuzumuten, einen Notruf bei der Polizei abzusetzen. Und wenn kein Handynetz vorhanden ist, sollte man sich die Stelle merken und bei der nächstbesten Gelegenheit die Polizei informieren. Nicht zu helfen ist keine Option, in gar keinen Fall.

Sehen Sie bereits helfende Personen können Sie Anhalten und Fragen, ob Ihre Hilfe noch benötigt wird, ansonsten fahren Sie zügig weiter, um den Helfenden nicht im Weg zu stehen. Gaffen und Videos erstellen ist ebenfalls keine Option.

Auch wenn Sie auf dem Parkplatz im Bushäuschen oder auf dem Bahnhof jemanden sehen, der offensichtlich Hilfe benötigt, laufen Sie nicht einfach weiter und denken sich, da kommt bestimmt noch jemand, der helfen kann. Die Ausrede: ”Ich weiß eh nicht was zu tun ist” ist ebenfalls nicht akzeptabel. Denn wegsehen ist das Schlimmste, was man machen kann. Sind Sie sich unsicher, was zu tun ist, holen Sie sich Hilfe. Haben Sie Angst, die Person anzusprechen wegen eines möglichen Übergriffs, holen Sie sich ebenfalls Hilfe. Ist keine Hilfe in der Nähe, wählen Sie den Notruf. Sprechen Sie die hilfebedürftige Person an, denken Sie nicht, dass die Person nur besoffen ist oder unter Drogen steht.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine hilflose Person finden?

Sie brauchen keine besonderen medizinischen Vorkenntnisse oder müssen Arzt sein, um zu helfen. Wenn Ihr Erste-Hilfe-Kurs schon etwas länger her ist, macht das gar nichts. Jeder kann helfen.

  • Sprechen Sie die Person an und reden Sie mit ihr. Fragen Sie, ob und wie Sie helfen können. Fragen Sie nach dem Namen und reden Sie beruhigend auf die Person ein. Braucht die Person Hilfe, wählen Sie den Notruf oder bitten eine Person in der Nähe um Hilfe. Ist die Person nicht ansprechbar und Sie wissen nicht, was zu tun ist, rufen Sie ebenfalls sofort den Notruf an. In EU Ländern ist das die 112.

Was sage ich bei einem Notfall am Telefon, wenn ich den Notruf gewählt habe?

Halten Sie sich an die fünf W Regel.

  1. Wer ruft an: Nennen Sie Ihren Namen
  2. Wo befindet sich der Unfall oder wo liegt die Person: Ortsangabe
  3. Was ist geschehen?
  4. Wie viele Personen sind verletzt und brauchen Hilfe?
  5. Warten Sie auf Rückfragen oder befolgen Anweisungen. Legen Sie nicht wieder auf. Ggf. hinterlassen Sie Ihre Telefonnummer

Fällt Ihnen in der Aufregungen die fünf W-Regel nicht ein, so ist das auch kein Problem. In der Notrufzentrale hilft man Ihnen gerne.

Wie verhalte ich mich, wenn ich den Notruf abgesetzt habe?

Bleiben Sie bei dem Notfall an der Unfallstelle bis Hilfe eintrifft.
Foto: Bildarchiv ARKM

Bleiben Sie auf jeden Fall bei dem Verunfallten, bis Hilfe eingetroffen ist. Falls Sie sich unsicher sind, was zu tun ist, bleiben Sie einfach bei der hilflosen Person. Reden Sie mit ihr und zeigen ihr, dass Sie für sie da sind. Alleine das nimmt der Person ein wenig Angst.

Ist die Person bewusstlos und Sie wissen nicht, wie Sie die Person eine stabile Seitenlage bringen können, laufen Sie nicht weg. Haben Sie keine Angst. Bleiben Sie auch dann bei ihr und beobachten Sie, ob sie weiterhin atmet. Sie können nichts falsch machen. Hauptsache, Sie sehen nicht weg. Sollte die Person aufhören zu atmen, brauchen Sie diese nicht, wenn Sie nicht möchten oder können, mit einer Mund-zu-Mund Atmung beatmen. Es reicht, wenn Sie eine Herz-Druck-Massage machen. Haben Sie keine Angst vor Fehlern. Der einzige Fehler ist es nicht zu helfen. Holen Sie sich Hilfe von Anwesenden. Wechseln Sie sich ab. Erkundigen Sie sich nach einem AED (Automatisierter externer Defibrillator). Lassen Sie es holen. Das Gerät ist selbsterklärend und sagt Ihnen, was Sie machen müssen. Die Geräte sind mit einem grünen Hinweisschild mit weißem Herz gekennzeichnet. Meist steht so ein Gerät in öffentlichen Gebäuden und auch in vielen größeren Betrieben.

Jeder, auch Sie, kann einmal in eine solche Notsituation kommen und dann sind Sie froh, wenn die Leute nicht wegschauen.

Was mache ich bei einer blutenden Wunde?

Wenn möglich, decken Sie die Wunde mit einer sterilen Kompresse ab. Umwickeln Sie diese ein- bis zweimal mit einer Mullbinde, legen z.B. ein ungeöffnetes Päckchen Mullbinde als Druckkörper auf die Wundstelle und binden Sie die restliche Mullbinde straff drumherum. Die Enden befestigen Sie mit einem Stückchen Leukoplast oder schneiden das letzte Stückchen der Mullbinde ein, so dass Sie zwei Enden haben. Nun können Sie anstelle des Leukoplast die Mullbinde zu einer Schleife binden. Nun hat man ja nicht immer sterile Kompressen und Mullbinden beim Spaziergang dabei. Behelfen Sie sich mit dem, was Sie haben. Notfalls geht auch das saubere Taschentuch, das Taschentuchpäckchen und der Schal zum Verbinden. Befinden Sie sich auf einem Parkplatz oder einem belebten Ort wird sicherlich jemand mit einem Erste-Hilfe-Set aus dem Auto behilflich sein. Auch hier holen Sie sich Hilfe, wenn Sie unsicher sind oder nicht wissen, was Sie tun sollen. Zu Zweit oder zu Dritt schaffen Sie das bestimmt.

Im Notfall kann jeder Leben retten

Keiner verlangt von Ihnen das Unmögliche. Sie sollten sich auf keinen Fall in Gefahr begeben und einen Heldentod sterben, wenn Sie Zivilcourage zeigen. Es tut Ihnen nicht weh zu fragen, wie es einer Person geht. Im besten Fall geht es der Person gut und benötigt keine Hilfe.

Denken Sie bei einem Notfall nicht lange darüber nach, ob Ihre Fähigkeiten den Menschen zu helfen ausreichend sind. Sie können nichts falsch machen! Jede Hilfe zählt zur Ersten Hilfe. Schauen Sie nicht weg. Helfen Sie!

Auf keiner Notdienststelle wird man es Ihnen übel nehmen, wenn Sie beispielsweise einen Unfall melden, der schon bereits gemeldet wurde. Es nimmt Ihnen auch keiner übel, wenn Sie den Notruf wählen und sich die Person, der Sie helfen wollten schon weitestgehend erholt hat. Sie werden für Ihre Hilfe nicht bestraft oder ausgelacht. Ganz im Gegenteil. Man wird Ihnen dankbar sein.

Auch wenn Sie glauben, dass die Person auf der Parkbank nur ihren Rausch ausschläft, fragen Sie kurz nach. Der Schein trügt manchmal.

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