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Mit Hydrogel defekte Bandscheiben wieder fit machen

Der medizinische Fortschritt der letzten Jahrzehnte ist Atem beraubend. Immer besser verstehen Ärzte wie der menschliche Körper aufgebaut ist und funktioniert. Das gilt auch für die 23 faserknorpeligen Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern. Gut so, denn die sensiblen Puffer machen bei Millionen von Menschen Probleme. Mit Hydrogel steht jetzt ein nahezu perfekter Ersatz für defekte Bandscheiben zur Verfügung. Wirbelsäulenexperte Dr. Reinhard Schneiderhan aus München-Taufkirchen erklärt, um was es sich dabei handelt.

München, Oktober 2020: Fast drei Viertel aller Bundesbürger klagt immer mal wieder über Rückenschmerzen. Wenn sie dann zum Arzt gehen, diagnostiziert dieser in über 80 Prozent der Fälle Probleme mit den Bandscheiben. „Bei Millionen von Menschen liegen Verschleißerscheinungen vor“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Der gallertartige Kern kann nach außen drücken und die umliegenden Nerven reizen, manchmal kann der faserige Kern sogar reißen und schmerzhafte Entzündungen verursachen. Vielen von ihnen können wir jetzt mit Hydrogel helfen.“

Um zu verstehen, wie Hydrogel funktioniert, ist es zunächst wichtig, sich den Aufbau einer menschlichen Bandscheibe mal etwas genauer anzusehen. Sie besteht aus einem faserigen Ring und einem gallertartigen Kern. Dieser Nucleus pulposus genannte Kern ermöglicht es den rund zehn Millimeter dicken Puffern, sich wie ein flüssiges Kugellager zu bewegen. Allerdings nur so lange, wie die Bandscheibe in gutem Zustand ist. Das ist bei vielen Menschen aber nicht der Fall. „Lange mussten wir chronische Rückenschmerzen aufgrund degenerierter Bandscheiben konservativ behandeln“, sagt der bekannte Rückenexperte. „Also haben wir Physiotherapie verschrieben sowie Injektionen und Schmerzmittel verabreicht. Seit einiger Zeit steht uns aber mit Hydrogel eine weitere Behandlungsmethode zur Verfügung.“

Hydrogel besteht aus so genannten Polymeren. Das sind winzig kleine Fasern, die sehr viel Flüssigkeit aus der Umgebung aufsagen können. Bis zum 40-fachen ihres Volumens. „Ähnlich wie die Bandscheiben selbst können sie Flüssigkeit aufnehmen und wieder abgeben“, sagt Dr. Schneiderhan. „Die behandelte Bandscheibe nimmt an Volumen zu und ist wieder in der Lage ihre Funktion als Puffer auszuführen.“

Die nächste gute Nachricht: Bei einem erfahrenen Mediziner dauert der Eingriff nicht viel länger als 30 Minuten. Patienten liegen dabei auf dem Bauch und bekommen eine Lokalanästhesie. Zusätzlich erhalten die Patienten eine Dämmerschlafnarkose. Dann schiebt der behandelnde Arzt die nur zwei Millimeter dicke Hohlnadel unter Röntgenkontrolle bis in die betroffene Bandscheibe. „Über die Nadel spritzen wir dann vorsichtig das Hydrogel ein“, erklärt Dr. Schneiderhan. „Sofort fangen die eingebrachten Fasern an Flüssigkeit aus der Umgebung aufzunehmen. Dieser Prozess ist dann nach 24 Stunden abgeschlossen. Viele Patienten spüren schon kurz nach dem Eingriff eine Linderung ihrer Beschwerden, die dann bis zur völligen Schmerzfreiheit führen kann.“

Ganz wichtig zu wissen: Nicht jeder Rückenpatient kommt für den Eingriff in Frage. „Zunächst müssen wir eine genaue Untersuchung mit modernen bildgebenden Verfahren sowie einer Infiltration und einer Diskographie durchführen“, sagt Dr. Schneiderhan. „Nur so können wir die genaue Schmerzherkunft feststellen. Wenn die Probleme dann wirklich auch mit Bandscheibe ursächlich in Zusammenhang stehen, setzen wir das Hydrogel ein.“ Erste Langzeiterfahrungen zeigen, dass diese Behandlungsmethode sehr erfolgreich und nachhaltig ist. Die Risiken des Eingriffs sind sehr gering. Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten.

Quelle: MVZ Praxisklinik Dr. Schneiderhan & Kollegen

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